Milieu

Milieu

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Mi|li|eu [mi'li̯ø:], das; -s, -s:
soziales Umfeld, Umgebung, in der ein Mensch lebt und die ihn prägt:
das soziale, häusliche Milieu; sie stammt aus einem gutbürgerlichen Milieu; in einem ärmlichen, kleinbürgerlichen Milieu aufwachsen.
Syn.: Gesellschaft, Umwelt.

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Mi|li|eu 〈[miljø:] n. 15
1. Umgebung u. Zeitverhältnisse, in denen ein Lebewesen sich entwickelt, die Umwelt
2. 〈österr.〉 kleine Tischdecke
3. 〈umg.〉 Prostituiertenwelt, Verbrecherwelt
● Mord im \Milieu; der Roman beschreibt das großbürgerliche \Milieu [frz., „Umgebung, Mittelpunkt“; <lat. medius „mittlerer“ + locus „Ort“]

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Mi|li|eu [mi'li̯ø: ], das; -s, -s [frz. milieu, aus: mi- < lat. medius = mitten u. lieu < lat. locus = Ort, Stelle]:
1. soziales Umfeld, Umgebung, in der ein Mensch lebt u. die ihn prägt:
das soziale M.;
in einem kleinbürgerlichen M. aufwachsen.
2. (bes. Biol.) Lebensraum von Pflanzen, Tieren, Kleinstlebewesen u. Ä. (in dem sie gedeihen, wachsen, der für sie lebensnotwendig ist).
3.
a) (bes. schweiz.) Lebensbereich, Welt der Prostituierten u. Zuhälter;
b) Stadtteil, Bereich, in dem Prostitution betrieben wird.

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I
Milieu,
 
die Gesamtheit der natürlichen, künstlichen und sozialen Lebensumstände (Umgebung, Umwelt) eines Individuums oder einer Gruppe. Das psychische Milieu umfasst die gängigen Sitten, Bräuche, Gewohnheiten und Verhaltensweisen (die einem Kind oder Jugendlichen z. B. in seiner sozialen Gruppe vermittelt werden); es ist weitgehend spezifisch für das entsprechende materielle Milieu: Wird etwa der Aufstieg in eine höhere Sozialschicht angestrebt, so ist die Anpassung an deren Verhaltensnormen meist schon vorher erfolgt.
 
II
Milieu
 
[mi'li̯øː; französisch, aus mi- »mitten« und lieu »Ort«, »Stelle«, von lateinisch locus] das, -s/-s,  
 1) allgemein: Umfeld, Umgebung.
 
 2) Genetik: Genmilieu, innerhalb des Genoms der modifizierende Einfluss der restlichen Gene und der DNA-Topologie auf das einzelne Gen und seine Wirkung bei der Merkmalsausprägung.
 
 3) Soziologie: die Gesamtheit der natürlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten, die auf einen Menschen, eine Schicht oder eine soziale Gruppe einwirken. Das Milieu beeinflusst maßgeblich die Erfahrungen und damit zugleich die Art und Weise des Denkens, Wertens und Entscheidens. In Hinblick auf die gesellschaftliche Stellung des Einzelnen oder der Gruppe kann es privilegierend oder diskriminierend wirken.
 
Die Milieutheorie (Environmentalismus) vertritt die Auffassung, dass Entwicklung und Eigenart (besonders Intelligenz, Charakter, Verhalten) eines Menschen primär durch seine soziale Umwelt bestimmt wird und seinen Erbanlagen — ungeachtet der auch von den Milieutheoretikern anerkannten genetischen Disposition des Menschen — im Prozess der Sozialisation eine sekundäre Bedeutung zukommt. Diese besonders im Behaviorismus vertretene Theorie (milieutheoretischer Optimismus) wurde von der anthropologischen, psychologischen und soziologisch-empirischen Forschung ebenso widerlegt wie die im Besonderen vom Nativismus vertretene Auffassung, dass zumindest bestimmte Fähigkeiten und Vorstellungen angeboren seien (milieutheoretischen Pessimismus). Beide Theorien sind heute weithin zugunsten einer vermittelnden Theorie (Konvergenztheorie) aufgegeben worden.
 
Die Auseinandersetzungen um Milieu und Vererbung waren oft von ideologischen Vorurteilen und -entscheidungen geprägt. Auswirkungen fanden sie u. a. in der Kriminologie (Problem der Täterverantwortlichkeit) und Pädagogik (Frage der Bildbarkeit des Menschen, des Einflusses von Begabungen). Nach einer stärkeren Betonung des Milieus in der neueren Zeit (zum Teil unter neomarxistischem Einfluss) brachte v. a. die Intelligenzforschung Belege für die Bedeutung der Anlage. In der gegenwärtigen Aggressionsforschung werden beide Positionen vertreten (Aggressivität).
 

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Mi|li|eu [mi'li̯ø:], das; -s, -s [frz. milieu, aus: mi- < lat. medius = mitten u. lieu < lat. locus = Ort, Stelle]: 1. soziales Umfeld, Umgebung, in der ein Mensch lebt u. die ihn prägt: das soziale, häusliche, gesellschaftliche M.; aus einem gutbürgerlichen M. stammen; in einem ärmlichen, kleinbürgerlichen M. aufwachsen; Ellen ist ein Kind der DDR und lebt im linken M. der Berliner Humboldt-Uni (Woche 21. 8. 98, 7); Bacher hielt sich dagegen im M. der Arbeiter und Soldaten und im Dreck der Flüche für unschlagbar (Loest, Nikolaikirche 48). 2. (bes. Biol.) Lebensraum von Pflanzen, Tieren, Kleinstlebewesen u. Ä. (in dem sie gedeihen, wachsen, der für sie lebensnotwendig ist): das spezifische M. eines Tieres, einer Pflanzenart; ein alkalisches, saures M. als Nährboden brauchen. 3. a) (bes. schweiz.) Lebensbereich, Welt der Prostituierten u. Zuhälter; b) Stadtteil, Bereich, in dem Prostitution betrieben wird: Der Tipp über die Umtriebe der Mädchen ... kam ... direkt aus dem M. (Spiegel 52, 1977, 79); im M. leben; ins M. einsteigen; Der kleine Junge vom Ostseestrand ist jetzt eine große Nummer im M. (Focus 5, 1993, 40). 4. (österr. veraltend) kleine Tischdecke.

Universal-Lexikon. 2012.

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